Wenn einem zuhause die Decke auf den Kopf fällt, dann hilft ein Trip in den Süden. Da ist es wärmer, die Menschen freundlicher und gerade in Venedig gibt es jede Menge zu erleben.

FREITAG, 10.50
Wer wie ich schon öfter mit dem Nachtzug nach Venedig gefahren ist, weiß den Flieger, der pünktlich auf dem Flughafen Marco Polo landet, erst wirklich zu schätzen. In einer halben Stunde ist man mit Bus Nr. 5 dann auch schon an der Piazzale Roma und fast da!

13.00
Endlich stehen Fotograf Konrad und ich am Markusplatz und haben ihn (fast) für uns. Wie schön die Stadt ist, sieht man erst richtig, wenn sie nicht, wie im Juli oder August, von Touristenmassen belagert ist. Wer trotzdem im Sommer reist, sollte früh aufstehen. Morgens bis ca. 9 Uhr und abends ab ca. 18 Uhr hat man die Stadt für sich und die Tagestouris sind weg. Wir gehen gleich mal in die Markuskirche und bewundern den goldenen Hochaltar, die Pala d’Oro. Bisher hatte mich immer die lange Besucherschlange vor dem Eingang abgeschreckt. Tipp: Wer auch im Sommer nicht anstehen möchte, sollte 1. gegen 8 Uhr morgens kommen oder 2. den Seiteneingang links benutzen und mit einem frommen Blick „per pregare“ sagen, was so viel heißt wie „Ich komme nur zum Beten“. Das funktioniert allerdings nicht, wenn man Shorts und Badeschlapfen anhat!

15.00
Wir haben Hunger und trauen uns ins „Café Florian“. Ja, trauen. Das Café ist das berühmteste (und schönste) der Stadt, aber auch bekannt für seine Touristenabzocke. Also, lieber nicht an einen Tisch auf dem Markusplatz setzen (da zahlt man für die Musik extra; zwei Kaffees kosten da locker € 14!), sondern drinnen an der Bar ganz hinten. Wir haben für zwei Clubsandwiches und zwei Gläschen Prosecco € 26 bezahlt (das ist okay, finden wir). Obendrein hat uns Barmann Maurizio gezeigt, wie man den perfekten Aperol Spritz macht: Prosecco, Soda und eine Olive. Die beste Snackbar der Stadt ist ansonsten „Da Piero Mauro“ (Calle Dei Fabbri, gleich beim Best Western Hotel). Von dort geht’s über die Brücke weiter zu „Il Prato“. Hier gibt’s die schönsten handgemachten Papierwaren der Stadt. Und die sind als Mitbringsel tausendmal besser als leuchtende Plastikgondeln. Gleich gegen über haben die Schwestern Angela & Rita ihr Lampengeschäft. Die beiden Venezianerinnen sind so was wie eine Institution der Stadt. Johnny Depp war schon hier, genauso wie König Carl Gustav von Schweden, und auch Grace Kelly kaufte in den 60er-Jahren die handgefertigten Lampen. Danach streifen wir weiter durch die Gässchen und entdecken ein paar nette Geschäfte: Im „Santa Maria Novella“ (Salizada San Samuela, San Marco) kaufen wir wunderbare Parfums und Duftkerzen, coole Secondhand-Mode gibt’s bei „Laura Crovato“ (Calle delle Botteghe, 2995). Die schönsten traditionellen Karnevalsmasken findet man übrigens bei „Mondo Novo“ (Rio Terrà Canal am Campo Santa Margherita). Schon Stanley Kubrick kaufte hier für seinen Film „Eyes Wide Shut“ ein.

20.00
Venedig ist leider nicht wie der Rest Italiens. Gutes, heimisches Essen zu finden, ist schwierig, Touristenfraß dafür umso leichter. In der „Enoteca Mascareta“ (Calle lunga S.M. Formosa) trifft man fast nur Venezianer. Ein guter Hinweis für Top-Essen! Das Carpaccio war jedenfalls ein Gedicht, ebenso wie der Öko-Prosecco des Hauses, der wie Sturm aussieht und himmlisch prickelt!