Schimmel, Bettwanzen, Kakerlaken, Leichen: Welche Unterkünfte

Das Hotel Carter in New York sieht eigentlich recht vielversprechend aus, zumindest beim Betrachten der Website: Die „great location“ ist das wichtigste Argument des Hauses, die Gästezimmer wirken auf den Bildern einfach, aber nicht allzu schlimm. Tatsächlich schafft es dieses Hotel Jahr für Jahr in die Bestenlisten – allerdings in wenig rühmlicher Hinsicht: Es gilt nämlich als eines der schmutzigsten Unterkünfte in aller Welt. Auf der Bewertungsplattform Tripadvisor bekommt das Carter-Hotel immerhin 196mal das Prädikat „ausgezeichnet“, allerdings auch mehr als tausend Mal ein „ungenügend“. Ein Reisender findet: „Das ist das schlechteste Hotel, in dem ich war.“ Gäste berichten von Kakerlaken, Bettwanzen, Schimmel, Rissen in den Wänden und offenliegenden Stromleitungen.

Das Einzige, das in dem Hotel fehlt, sind offenbar Reinigungskräfte – so gut wie kein Gast hat solche angetroffen. Wer all das trotzdem in Kauf nehmen möchte: Das Carter liegt in sehr guter Lage mitten in New York. Trotzdem empfiehlt es sich, vor dem Schlafengehen unter dem Bett nachzusehen: 2007 wurde in Zimmer 608 eine Leiche gefunden, die unter der Ruhestätte deponiert worden war.

Dabei ist das Carter gar nicht das am schlechtesten bewertete Hotel in New York – ganz weit hinten in der Gunst der Tripadvisor-Bewerter ist beispielsweise das World Hotel, das regelmäßig mit Attributen wie „bettwanzenverseucht“, „schmutzig“ und „schimmelig“ in Kontakt kommt.

Apropos schmutzig: Der Betreiber des Grand Resort Hotels in Pigeon Forge im US-Bundesstaat Tennessee hatte etwas gegen die zweifelhafte Ehre, das laut Tripadvisor schmutzigste Hotel der USA zu führen – und klagte die Plattform daher auf Schadenersatz. In letzter Instanz wurde diese Klage vor vier Jahren schließlich abgewiesen. Das Grand Resort Hotel ist danach übrigens von der touristischen Landkarte verschwunden.

Dennoch ist Tripadvisor seither etwas vorsichtiger mit dem Aufstellen solcher Ekel-Rankings. Grausliche Hotels zu finden ist dennoch nicht allzu schwierig. Dazu braucht man nur in großen Städten ganz ans Ende der „Beste Hotels“-Liste zu gehen – und schon bekommt man eine feine Auswahl geliefert. Zwar ist nicht jedes schlecht bewertete Hotel automatisch eine Ekelbude (das gilt vor allem für Hotels mit wenigen Bewertungen), doch die Kombination aus Innenstadtlage, ein bis zwei Sternen, miserabler Gästebewertung und verdächtigen Fotos (Teppichboden!) ist schon mal vielversprechend. Um gleich mal in New York zu bleiben: Das Le Semana Hotel in Midtown besticht zwar mit guter Lage, doch Gäste sollten sich auf das ungepflegte Ambiente eines Stundenhotels einstellen, dessen Geruchs- und Sauberkeitskriterien eher weniger einladend sind.

Ekelhaftes in London

Auch London ist ein guter Ort, um nach besonders grausamen Herbergen zu suchen. Die englische Hauptstadt bietet traditionell ausreichend Erlebnisse für Liebhaber dreckiger Bettwäsche, fleckiger Wände, schimmeliger Badezimmer und nächtlicher Kakerlaken-Sightseeings. Wie wäre es beispielsweise mit dem Ivanhoe Suite Hotel, für dessen Besuch ritterliche Eigenschaften notwendig sind, zum Beispiel Mut: Fäkalien an den Wänden, Blut am Bode, ausgerissene Türen, nicht vorhandenes Personal – wer diese Unterkunft ohne geistige und/oder körperliche Schäden überlebt, ist wahrlich ein Held.  

Auch das Hotel Rama in London erfreut sich einer Reihe aussagekräftiger Bewertungen, zum Beispiel „The worst place on earth to stay“. Gäste werden schon beim Betreten vom Geruch Erbrochenens empfangen, den Bettwanzen scheint es dennoch zu gefallen. „Die Hölle hat einen Namen“, meinte hingegen ein menschlicher Reisender nach Besuch des Rama.

136 mal „ungenügend“ bei 274 Bewertungen lassen auch beim Kings Hotel in London auf gewisse Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit schließen. Die Fotoserien der Gäste sehen wie ein „Worst of“ aus: Fleckige Betten, schimmelige Wände, kaputte Armaturen. Das Positive: Man bleibt freiwillig länger draußen an der Luft….

Ein legendäres Hotel in Amsterdam

Regelmäßig in den Hitlisten der Ekel-Hotels findet sich auch das Hotel Hans Brinker in Amsterdam. Die Besonderheit: Die Hotelbetreiber finden das gar nicht abstoßend, sondern setzen das sogar in der Werbung ein. Sie sprechen vor allem junge Reisende an, die einen gewissen Nervenkitzel benötigen. „Mehr Ehrlichkeit, weniger von allem Anderen“ lautet einer der Slogans und auch mit der Tatsache, dass „seit 1970 die Standards ignoriert werden“ wird recht locker umgegangen. Immerhin werden Gäste darauf hingewiesen, dass sich die Überlebenschancen drastisch erhöhen, wenn sie ausreichend vorbereitet ankommen: Nötig seien etwa Ohrstöpsel (wegen der betrunkenen Gäste), Desinfektionsmittel für die Hände und mehrere Zahnbürsten (wozu auch immer die benötigt werden). Ja, es werden sogar Bilder von Gästen VOR und NACH einem Aufenthalt im Brinker gezeigt – eine gruselige Vorher-Nachher-Show.

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Dieses ungewöhnliche Marketingkonzept scheint sich zu bewähren, nun wurde in Lissabon ein weiteres Hans Brinker-Hotel eröffnet. 

 

Fernöstliche Grausamkeiten

Doch nicht nur in Stadthotels, auch in angeblichen Urlaubsresorts und Strandherbergen gibt es ungustiöse Effekte: Das Goldkist Beach Resort in Singapur beispielsweise hat sich in dieser Hinsicht schon einen gewissen Ruf erworben, wer zum Beispiel ein Faible für groß gewachsene Kakerlaken hat, dürfte hier auf seine Kosten kommen. 

Reisende, die einen gewissen Grundbedarf an Hygiene haben, sollten das Haad Gruad Beach Resort in Ko Phangan in Thailand meiden. Nach Ansicht der Tripadvisor-Bewertungen gibt es hier unter anderem aufdringliche Hunde (im Restaurant) und Ameisen (im Essen).