Für den „Gay Travel Index 2017“ wurden 194 Länder unter die Lupe genommen. In diesen Reiseländern dürfen sich Homosexuelle so richtig wohl fühlen.

Der vom Bruno Gmünder Verlag jährlich herausgegebene  „Spartacus Gay Travel Index“ ermittelt wie gut bzw. wie schlecht bestimmte Länder für LGBT-Reisende (LGTB = Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) geeignet sind . 

Hierfür werden in der Analyse von insgesamt 14 Kategorien Plus- und Minus Punkte vergeben: Gewertet werden Kriterien wie die Einführung von Antidiskiminierungsgesetzen, die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare, die Einreisebestimmungen für HIV-positive Touristen und auch LGBT-Marketing, die Akzeptanz von Homosexualität durch die Bevölkerung, der religiöse Einfluss oder Morde an Angehörigen sexueller Minderheiten. 

 

Das sind die schwulenfeindlichsten Länder 2017

 

Demnach ist in 72 Ländern weltweit Homosexualität strafbar, in vier Staaten droht sogar die Todesstrafe: Zu den No-Go Reisezielen, um die schwule Pärchen definitiv einen großen Bogen machen sollten, zählen: Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Iran und Somalia – Menschen mit homosexuellen Neigungen werden hier tatsächlich mit dem Tode bestraft. In fünf weiteren Ländern ist eine derartige Strafe ebenfalls im Gesetzestext verankert, wird aber nicht vollzogen: Jemen, Afghanistan, Sudan, Mauretanien und Nigeria. 

Schwule und Lesben sind vor Reisen gut also gut beraten, sich einen Überblick über die Gesetzeslage am Urlaubsziel zu verschaffen. Aber auch heterosexuellen Touristen kann die Lust auf Urlaub in solch minderheitenfeindlichen Ländern vergehen. 

 

Blick über Somalias Hauptstadt Mogadishu: Homosexuellen droht hier die Todesstrafe. 

 

Gute Bewertungen für Österreich 

 

Recht stolz dürfen wir hingegen auf unser Heimatland sein: Mit sieben Punkten landet Österreich auf Platz 12, was es zum LGTB-freundlichsten Land im deutschen Sprachraum macht. Laut Brian Bedford, Chefredakteur bei „Spartacus International Gay Guide“ wirbt unsere Bundeshauptstadt auch um schwule Gäste und zeichnet sich für ihr gezieltes Marketing in diese Richtung aus. 

Den 12. Rang teilt sich Österreich mit Norwegen, Spanien, Luxemburg, Uruguay, Andorra, Portugal, Neuseeland, Grönland und Gibraltar. Spanien und Portugal eine bessere Platzierung durch den Einfluss der Kirche verspielt. Österreich und Andorra sind übrigens die einzigen Länder mit dieser Platzierung, bei denen die Ehe noch nicht für Lesben und Schwule geöffnet wurde. Mit der Öffnung der Ehe oder einer Erweiterung des Anti-Diskriminierungsschutzes würden wir ins Spitzenfeld aufsteigen.

 

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Österreich ist das schwulenfreundlichste Land im deutschen Sprachraum: Wien zeichnet sich für sein gezieltes LGTB-Marketing aus. 

 

Deutschland fällt weiter zurück

 

Deutschland fällt zum ersten Mal aus den Top 20. Im Vorjahr noch auf Platz 15, reicht es in diesem Jahr nur noch für Rang 22. Den teilt sich unser Nachbarland mit der Schweiz, Französisch Polynesien, Neukaledonien, Malta, Brasilien und Slowenien. Sie haben beim „Spartacus Gay Travel Index“ nur sechs Punkte bekommen. Um im Ranking weiter nach vorne zu kommen, müssten Deutschland und die Schweiz beispielsweise Ehe und Adoption für schwule und lesbische Paare erlauben. 

Am Beispiel von Deutschland ist erkennbar, dass Stillstand irgendwann leider auch Rückschritt bedeutet: Denn die rechtliche Lage für sexuelle Minderheiten in Deutschland hat sich nicht verschlechtert, aber in anderen Ländern stark eben verbessert. Beim ersten Index im Jahr 2012 lag Deutschland in der Rangliste noch auf dem elften Platz.

 

Trotz seiner weltoffenen Bundeshauptstadt rutscht Deutschland im „Spartacus Gay Travel Index“ Jahr für Jahr weiter nach hinten. 

 

Italien im Vormarsch – Polen Schlusslicht in der EU 

Ein Positiv-Beispiel im Vergleich Italien: Durch die Einführung der eingetragenen Partnerschaften konnte unser südlicher Nachbar im Reise-Index einige Plätze nach vor springen. Mit einem Plus von 15 Plätzen ist das beliebte Urlaubsland auf Rang 49 gelandet.

Europas Negativ-Beispiele sind Russland mit -9 Punkten auf Platz 163 und die Türkei mit -6 Punkten auf Rang 139. Das am schlechtesten platzierte EU-Land ist Polen: Mit -1 Punkt landet der osteuropäische Staat lediglich auf Platz 80. Zwar gibt es jeweils einen Pluspunkt für die Antidiskriminierungs-Gesetze und das gleiche Schutzalter für Homo- und Heterosexuelle – der Einfluss der römisch-katholischen Kirche, homofeindliche Gesetze und die Einstellung der Bevölkerung zu sexuellen Minderheiten sorgen aber wieder für einen dreifachen Punkteabzug.

 

Durch die Einführung der eingetragen Partnerschaften liegt Italien 15 Plätze weiter vorne, als im Vorjahr. Am Bild: Strand von Gallipoli

 

 

Das sind die schwulenfreundlichsten Länder 2017

 

Angeführt wird das Ranking – wie auch im Vorjahr – von Schweden und dem Vereinigten Königreich mit jeweils neun Punkten. 

Insgesamt sind neun Länder mit acht Punkten ex aequo auf dem dritten Platz, neben Kanada, das aufgrund seiner Einreisebeschränkungen für HIV-Positive einen Punkt Abzug bekommt, erreichen auch Belgien, die Niederlande, Frankreich, Dänemark, Island, Irland, Finnland und die französische Übersee-Insel Réunion die zweithöchste Punktezahl.

 

Hier dürfen sich schwule Paare wohlfühlen: Schweden mit der Hauptstadt Stockholm führt auch 2017 ex aeqou mit dem Vereinigten Königreich das Ranking an.