Nachdem Papst Franziskus ein neues Heiliges Jahr in der katholischen Kirche ausgerufen hat, macht sich die Stadt Rom an die Arbeit, um das „Jubiläum der Barmherzigkeit“ vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 zu organisieren. Die italienische Hauptstadt will das Großevent nutzen, um sich aufzupolieren.

Rom. Chaos im Nah- und Flugverkehr, Kriminalität und Hygienemängel haben zuletzt das Ansehen der Ewigen Stadt stark angekratzt. Auch die wachsende Armut nach Jahren der Krise, die massive, ungeregelte Migrationswelle und ein riesiger Schuldenberg setzen der Ewigen Stadt zu. Der schwer unter Druck geratene Bürgermeister Ignazio Marino hofft jetzt auf das Jubiläumsjahr, um die 3,5-Millionen-Metropole wieder in Schwung zu bringen. Die Stadt rechnet mit einem Ansturm von 33 Millionen Pilgern. Für dieses Großevent kann sich Rom auf einen Geldsegen freuen. 200 Millionen Euro will die Regierung in Roms leere Gemeindekassen für die Organisation des Heiligen Jahres spülen.

Heiliges Jahr in Rom

Mit Blick auf die zusätzlichen Touristenmassen, die wegen des Jubiläumsjahr nach Roms strömen werden, will der Bürgermeister die Infrastruktur verbessern und für mehr Sauberkeit sorgen. Eingerichtet werden sogenannte Pilgerwege für Gläubige, die zu Fuß vom Vatikan zur Laterankirche und den anderen Basiliken der Stadt wandern wollen. Geplant ist eine Kampagne für saubere Brunnen. Die Strafe für diejenigen, die die Brunnen der Stadt verschmutzen, werden auf 500 Euro erhöht. Marino steht seit Wochen in der Kritik, weil die Vorbereitungen für das Heilige Jahr nur schleppend anlaufen. Zudem kämpft Rom mit Problemen mit der Müllentsorgung, mit einem schwer belasteten Verkehrssystem und Korruption in der Stadtverwaltung.

Bürgermeister Marino versicherte, die Stadt werde sich bestens auf den Pilgeransturm vorbereiten. Rom habe bisher immer bewiesen, große Events gut organisieren zu können, wie die Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. im April 2014 mit 1,5 Millionen Besuchern bezeuge. „Rom wird vor der Welt eine gute Figur machen“, versicherte der Bürgermeister.

Besucheranstieg um 15 Prozent erwartet

Während eines Heiligen Jahres sind die Katholiken aufgerufen, nach Rom zu pilgern und in den dortigen Hauptkirchen Gottesdienst zu feiern und zu beten. Turnusgemäß sind Heilige Jahre alle 25 Jahre vorgesehen. Das bevorstehende „Jubeljahr der Barmherzigkeit“ ist somit ein außerordentliches Heiliges Jahr. Die Tourismusbranche erhofft sich davon in der von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelten italienischen Hauptstadt einen Besucheranstieg um 15 Prozent. Hotel- und Restaurantinhaber sowie Reiseveranstalter und Fluggesellschaften reiben sich die Hände: Der Umsatz des römischen Tourismus könnte im Heiligen Jahr bis zu 30 Prozent steigen, prophezeien Experten.

Sehnsüchtig erinnern sich die Hoteliers an das letzte Jubeljahr 2000 zurück. Damals hatten 25 Millionen Pilger die Ewige Stadt besucht. Der Tourismus war damals um fünf Prozent gestiegen, im Folgejahr um 18 Prozent. „Wir hoffen, dass sich dieser Trend auch diesmal wiederholt. Die positiven Auswirkungen eines Jubeljahres auf den Tourismus sind nicht nur im Heiligen Jahr, sondern auch längerfristig spürbar“, kommentierte Giuseppe Roscioli, der Präsident des römischen Hotelierverbands. (APA)